Am Wochenende haben wir dann erst mal die Stadt erkundet, sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad, was hier als allgemeines Verkehrsmittel gilt. Übrigens habe ich auch, wie sollte es anders sein, gleich fast meinen ersten Unfall hier gebaut. Da überlebt man den höllischen New Yorker Verkehr und kommt ins kleine idyllische Cambridge und mir nichts dir nichts kommen die Autos auf einmal von der verkehrten Seite! Hat einige Tage gedauert, aber jetzt hat man sich daran gewöhnt auf der linken Seite zu fahren und beim Straße überqueren nicht wie früh als Kind gelernt, links-rechts-links zu gucken, sondern rechts-links-rechts. Diese Engländer...
Cambridge liegt im Bezirk Cambridgeshire im Südosten Englands, das auch als Kornkammer Englands gilt. Die Stadt entstand um dem Fluss "Cam" schon zur Römerzeit, was man auch an vielen alten Bauten sehen kann. Da es ein paar Professoren in Oxford (die andere große Universitätsstadt in England) zu bunt wurde, kamen sie nach Cambridge um hier eine neue große Universität aufzubauen: die Cambridge University. Die ist nach all den Jahren ziemlich gewuchert, sie hat ganze 31 einzelne Colleges (quasi Tochteruniversitäten) unter sich. Die findet man auch überall in der Stadt verteilt, den Berühmtheitsgrad bzw. den Reichtum erkennt man auch sofort am Prunk der Gebäude. Die berühmtesten davon sind wohl das King's College und das Trinity College. Jedes College hat auch seine eigene Kapelle mit Chor, die natürlich wie all die College Sportmannschaften miteinander konkurrieren. Man bezahlt übrigens überall Eintritt wenn man ein College besichtigen möchte, das sollte man sich mal daheim in Berlin vorstellen ^^
Berühmte Absolventen dieser Colleges sind beispielsweise John Harvard, der später nach Amerika ausgewandert ist und die dortige Elite Uni Harvard in Boston gegründet hat. Außerdem auch Oliver Cromwell und Isaac Newton, ihr wisst schon, der mit der Schwerkraft und dem Apfel. Es gibt übrigens tatsächlich hier den Apfelbaum, unter dem er gelegen haben soll als er auf das Gravitationsgesetz geschlossen hat. Na wenn das kein Ansporn ist!
Wir sind ganz begeistert durch die Gassen geschlendert und haben uns die kleinen Lädchen angeschaut, man fühlt sich hier ein bisschen wie in einem Harry Potter Film!!
Leider – oder glücklicherweise – waren wir ja schon immer etwas „anders“, deshalb sind wir nicht auf einem dieser Colleges, sondern and der zweiten, wesentlich unbedeutneren Anglia Ruskin University, die ebenfalls in Cambridge ist. Allerdings möchte ich auch gar nicht wissen, wie hoch die Studiengebühren an den anderen Colleges sind, nachdem wir schon Gebühren in Höhe von fast 3 Monaten Einkommen für diese Uni zahlen müssen. Sie verkörpert trotz fehlender Tradition allerdings um einiges besser das Universitäts- bzw. Studentenleben als die Berufsakademie in Berlin. In der ersten Woche, der "Fresher's Weak" wurden sehr viele Veranstaltungen wie Kennenlern-Tage und Partys für die neuen Studenten organisiert. Das gab uns die Chance endlich mal das "echte" Studentenleben ohne Arbeit kennenzulernen - und man muss schon sagen, dass unsere Bezahlung beim dualen Studium mehr als gerechtfertigt ist. So fühlt sich also studentische Freizeit an - wir wussten in der ersten Woche ohne Unterricht gar nicht wohin mit unserer Zeit :)
Jetzt hat der Unterricht allerdings endlich begonnen und besteht aus ganzen 8 Wochenstunden - im Gegensatz zu einem 38 Stunden Vertrag plus IBM Privatarbeitszeitaufschlag daheim...
Ganz so entspannt ist es nicht, bei diesem Studienmodell werden dafür für jedes der vier Fächer 130 Stunden eigenständiges Lernen in der Bibliothek erwartet. Diese nutzen wir auch ganz gut aus, da wir froh sind uns mal ganz ohne ständigen Zeitdruck wie in der BA hier dem Wissensdrang hinzugeben und einfach mal 2 Stunden lang Zeitung zu lesen, Tee trinken und zu diskutieren. Ich hab das Gefühl jetzt schon mehr gelernt zu haben als in einem ganzen Semester in Berlin.
Diese Stadt und die Umgebung sind quasi zum wirklichen Studieren gemacht -
wir genießen es schon in vollen Zügen!